Offenbach spricht aus Briefen und Tönen
Offenbach spricht aus Briefen und Tönen

Offenbach spricht aus Briefen und Tönen

Davit Melkonyan und Irene Fenninger spielten Melodien von Jacques Offenbach – Fotos: Lehrer

Ja so könnte Jacques Offenbach gewirkt haben – wie Davit Melkonyan im Altarraum der Trinitatiskirche: mal versonnen, mal virtuos auftrumpfend. Die drei Musikstücke, die der Cellist zusammen mit Harfenistin Irene Fenninger beim Offenbach-Abend des Historischen Archivs der Stadt Köln zu Gehör brachte, boten den rund 300 Zuhörer*innen ein treffliches Charakterbild des rheinischen Musikers.

Die Veranstaltung „Offenbach lebt – im Historischen Archiv!“ am 23.07.2019 war der Auftakt für das Begleitprogramm des Historischen Archivs der Stadt Köln zum Offenbach-Jahr 2019.  Diesem  werden ab Oktober eine Ausstellungseröffnung sowie Vorträge und Führungen folgen. Im Mittelpunkt des musikalisch umrahmten Offenbach-Abends stand ein Überblick über den Offenbach-Bestand im Historischen Archiv. Dieses rund 24 Regalmeter umfassende Konvolut aus originalen Briefen, Notenmanuskripten und –drucken, Bild- und Rezeptionsmaterialien sowie zahlreichem mehr fußt auf einer Sammlung des Berliner Juristen Dr. Hans Kristeller und wurde seit 1957 um drei weitere Sammlungen sowie viele Einzelerwerbungen erweitert.

Archivar Niclas Esser bei seinem Vortrag über den Offenbach-Bestand des Historischen Archivs

Glücklicherweise konnte der Bestand nach dem Archiveinsturz 2009 zu mehr als 95 Prozent geborgen werden, wie Archivar Niclas Esser erläuterte. Er betreut seit seinem Wechsel zum Kölner Archiv vor zwei Jahren den Offenbach-Bestand. Anhand von Briefen und Noten machte Esser das zwiespältige Verhältnis Offenbachs zu seiner Heimatstadt deutlich. So wollte dieser seine Oper „Die Herzogin von Alba“ 1848 in Köln präsentieren. Angesichts der revolutionären Stimmung kam allerdings Offenbachs Oper „Marielle“ zur Aufführung. Über die kühle Reaktion der Kölner Presse war der Komponist derart erbost, dass er seinem Verleger die Weitergabe des „Orpheus in der Unterwelt“ an die Kölner Musikszene verbot.

Eine besondere Rarität konnte Esser den Gästen präsentieren: einen Brief Albert Einsteins von 1932 an den Offenbach-Forscher Kristeller. Darin bedankt sich der Physiker für einen Bildband über Jacques Offenbach, den Kristeller aus seiner damals schon umfangreichen Sammlung zusammengestellt hatte.

Freigeschaltet wurde am selben Abend auch die Online-Ausstellung „Von Jakob zu Jacques – der Kölner Offenbach“. Im Foyer konnten die Besucher*innen an drei Bildschirmstationen Einblick nehmen in Leben und Werk des  gebürtigen Kölner Komponisten anhand von Dokumenten des Historischen Archivs. Darüber hinaus ist die Ausstellung für jedermann unter der Internetadresse www.derkoelnderoffenbach.de zu sehen. Ab dem 23.10.2019 werden dann verschiedene Stücke auch im Original in der Herz-Jesu-Kirche am Zülpicher Platz ausgestellt sein, wenn die „analoge“ Ausstellung „Von Jakob zu Jacques“ eröffnet wird. Diese wird dort bis zum 5. April 2020 gezeigt.

Schülerinnen der Ballettschule lindig.art tanzten zu Offenbach-Klängen

Einen Hauch von Operette brachten die Elevinnen der Kölner Ballettschule lindig.art in die Trinitatiskirche. Zu bekannten Melodien von Jacques Offenbach zeigten sie Choreografien in klassischen Formen. Auf diese Weise wurde dessen kompositorisches Genie erst recht sinnlich erfahrbar. (M. Lehrer)