Vortragsabend im Historischen Archiv – „Schwarze Seele des hilligen Kölle – Das sündige Hafenviertel in der Nachkriegszeit“

Bei hochsommerlichem Wetter fanden gestern über 100 Zuhörerinnen und Zuhörer den Weg in den Lesesaal des Historischen Archivs.
Der Direktor des Kölnischen Stadtmuseums trug in gewohnt packender Weise Spannendes zur „Schwarzen Seele des hilligen Kölle“ vor.

Um Häfen ranken sich bis heute viele Mythen. Die Moralapostel der Geschichte waren sich sicher: wo Hafen ist, ist Sünde. Da war auch das Kölner Hafenviertel keine Ausnahme. Dort fand man dicht gedrängt und in geballter Form jene vom Bürgertum moralisch verdammten (und dennoch zuweilen heimlich aufgesuchten) Vergnügungsstätten, „zwielichtige Bars“, offiziell bekannte oder inoffiziell geduldete Bordelle, kurz: die Orte des „Lasters“.

Im Vortrag ging es um Trümmer, die Besatzungszeit und um die „Gangsterzentrale am Rhein“. Darüber hinaus wurde über einen energischen Stadtverordneten berichtet, der versucht hat aufzuräumen sowie um eine enttäuschte Stadtkonservatorin, die sich fügen musste.
Dr. Mario Kramp schilderte, neben dem Umgang mit Prostitution und ihren Begleiterscheinungen im Hafenviertel Kölns seit 1945, auch die systematische Erfassung und Bekämpfung von Homosexualität sowie der Prostitution, die schließlich mit dem Auszug der Huren aus dem Hafenviertel im Jahr 1964 ihren Höhepunkt erreichte.
Auch wurden zwei besonders umtriebige Kneipen und andere Gastwirtschaften, Bars und Animierlokale vorgestellt, die den Moralaposteln der 1950er und 1960er Jahre ein Dorn im Auge waren.

Angereichert mit Zeitzeugenberichten auf Kölsch vorgetragen und mit einer Vielzahl an Bildern und Textquellen aus dem Stadtarchiv schilderte Dr. Mario Kramp die Situation mit all ihren Facetten anschaulich und ordnete sie in die Situation der Nachkriegszeit ein.
Quellenzitate wie „Köln, der Vorort der Bundeshauptstadt Bonn“ oder Werbehefte berüchtigter Hafenkneipen, die davor warnten, dass sie nicht geeignet für Muttersöhnchen seien, erfreuten die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Im Anschluss an die lebhafte Diskussion bestand noch die Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung „einFLUSSreich. Köln und seine Häfen“, die noch bis zum 16. November 2018 zu sehen ist.