Zu einer der letzten Veranstaltungen des aktuellen Begleitprogramms der Ausstellung „M’r welle en neu Stadt baue – Kölns Aufbruch in die Moderne“ versammelte sich gestern ein sechsköpfiges Podium vor fast vollem Haus am Eifelwall. Swantje von Massenbach moderierte die Diskussion, die ohne große Stichworte gleich an die Schmerzpunkte ging: Fahrradinfrastruktur in Köln? – Museumsreif, sagt Christoph Schmidt vom ADFC. Verkehrsversuche? – intransparent, konzeptionslos, kommt es von Marcel Templin zurück, der einige der Anlieger*innen vertritt. Dazwischen nachdenkliche Anmerkungen zu Beteiligungsverfahren, „Einzelfallgerechtigkeit“ und Bürokratie seitens Eva Herr und Brigitte Scholz vom Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsamt, die immer auch wieder Kölner Verwaltungshandeln erklären mussten.
Aufgelockert und intelligent zugespitzt wurde die Debatte vom Kabarettisten Jürgen Becker, der als passionierter Radler sein Zweirad direkt am Podium geparkt hatte (unverschlossen) und sich für selbstfahrende Kleinbusse in Monheim und für „Kopenhagener Verhältnisse“ stark machte.
Es bestand in Summe zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, dass man sich an den Kragen ging, was bei den doch recht verhärtet scheinenden Fronten zwischen Verkehrsteilnehmenden und -betroffenen in Köln Hoffnung für die Diskussionskultur machte. Besonders erfreulich war anzusehen, wie sich die Diskussion im Anschluss – bei Brezel und Kölsch – in kleinen Runden des sehr gemischten Publikums weitersponn. Wenn sich Fahrradbürgermeister und Gewerbetreibender lange über die Venloer Straße austauschen, kann es vielleicht an diesem Abend keinen Konsens geben. Dennoch bot das Historische Archiv mit Rheinischem Bildarchiv – eine zutiefst der Demokratie dienende Institution – einmal mehr den Debattenraum, den unsere Gesellschaft so dringend benötigt.
Wir dürfen als Förderverein wieder einmal ein klein wenig stolz darauf sein, unseren kleinen Teil dazu beitragen zu dürfen.
Fotos: Raimond Spekking CC-BY-SA 3.0