Dr. Joachim Oepen stellte den Eröffnungsvortrag zum Begleitprogramm der großen Jahresausstellung am gestrigen Tag unter den Titel „Zwischen Anerkennung, Schutz und Pogrom – Die Juden im „Heiligen Köln“ des Mittelalters“. Erfreulicherweise fanden rund 100 Gäste den Weg zum Heumarkt, um einem kurzweiligen und packenden Vortrag des Historikers und stellvertretenden Leiters des Historischen Archiv des Erzbistums zu lauschen.
Dr. Oepen stellte das ambivalente Verhältnis zwischen Juden und den katholischen Kölnerinnen und Kölnern dar. Im Zentrum seines Vortrags stand das sogenannte „Judenprivileg“, dass sich im Kölner Dom befindet. Neben dem Recht zur Bestattung ihrer Toten (übrigens südlich der Stadtmauer) gewährt das Privileg den Juden Schutz vor willkürlichen Abgaben (gleiche Rechte wie Christen). Für das Kreditgeschäft erlaubte das Privileg den Juden gar eine Monopolstellung – kein Christ durfte Geldverleihgeschäfte tätigen „weil den Juden dadurch Schaden erwächst“. Eines der typischen Vorurteile gegenüber Juden, sie seien besonders reich und unbarmherzig in Geldgeschäften, hat hierin seinen Ursprung.
Ganz uneigennützig ermöglichte Erzbischof Engelbert II. den Juden diese besonderen Rechte jedoch nicht, denn die Steuern der Juden stellten eine wichtige Einnahmequelle ihn dar, der sie aus diesem Grunde schützen wollte.
Das Privileg schützte die Juden jedoch nicht, als die Vorurteile ihnen gegenüber sogar dazu führten, dass in ihnen der Grund für die Ausbreitung der Pest gesehen wurde. So wurden sie verfolgt und 1349 aus der Stadt gejagt. 1372 erhielten sie wieder ein befristetes Bleiberecht. Als dieses jedoch 1424 auslief, verlängerte es die Stadt nicht mehr. Für fast vier Jahrhunderte durften sich Juden damit in Köln nicht mehr ansiedeln.
Antijüdische Tendenzen gab es aber schon vor der Vertreibung. Ein gut erhaltenes Zeugnis dafür findet sich im Kölner Dom: Um 1310 wurden für das Chorgestühl zwei Darstellungen von „Judensäuen“ erarbeitet. Mit solchen Bildmotiven sollten seinerzeit Juden verhöhnt, ausgegrenzt und demütigen, da das Schwein im Judentum als unrein gilt und einem religiösen nahrungstabu unterliegt. Auch diese Abbildung ist jedoch im zeitlichen Kontext zu sehen. Direkt gegenüber findet sich beispielsweise eine Darstellung des Königs Salomons als weisen und gerechten Herrscher über das Königreich Israel.
Wir danken Herrn Dr. Oepen für den Vortrag!