Als vor 200 Jahren die Rhein- und Domstadt Köln preußisch wurde, kannten sich Preußen und Kölner nicht.
Die Vorbehalte waren groß; sie bekamen rasch eine politische Dimension. Nahm man in Berlin die Rheinländer als „Halb-Franzosen“ wahr, so am Rhein die Preußen, selbst wenn sie nur aus Kleve oder Westfalen stammten, als „Pommern“ oder „Lithauer“. Noch in hohem Alter erinnerte sich Bismarck, wie „widerlich“ er als junger Adeliger den „rheinisch-französischen Liberalismus“ empfunden habe. Das Spannende ist, wie in Auseinandersetzung mit dem agrarisch geprägten, protestantischen Preußen am Rhein eine Identitätsbildung stattfand.
Heute sensibler geworden für Fragen der politischen Integration, sollten wir das rheinisch-preußische Verhältnis jenseits aller Klischees in seinen wechselseitigen Bedingtheiten als Beziehungsgeschichte sehen. Am Rhein trafen – um es auf einen Nenner zu bringen – Bürgersinn und Unternehmergeist auf autoritäre Staatlichkeit. In jedem Fall ein höchst spannender Vorgang.
Der Vortrag findet im Historischen Archiv der Stadt Köln, Heumarkt 14, 50667 Köln statt. Der Eintritt ist frei.
Der Vortrag ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung: „KÖLN – R(H)EIN – PREUSSISCH?“ und des gemeinsamen Veranstaltungsprogramms 2015 des Historischen Archivs der Stadt Köln und seiner „FREUNDE“.
Der in Trier geborene Historiker Dr. Jürgen Herres ist Mitarbeiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Akademievorhaben Marx-Engels-Gesamtausgabe und hat 2012 in der von der Historischen Gesellschaft Köln herausgegebenen „Geschichte der Stadt Köln“ den Band „Köln in preußischer Zeit, 1815 bis 1871“ veröffentlicht.