
Unser langjähriges Fördervereins-Mitglied (und im Hauptberuf Bestseller-Autor) Frank Schätzing schenkte Fans und FREUNDEN gestern abend ein ebenso unterhaltsames wie anspruchsvolles Werkstattgespräch am Eifelwall, dessen Vortragssaal bis auf den letzten Platz besetzt war. Schätzing las aus seinem aktuellen Roman Helden, in dem altbekannten Protagonisten wie Jacop aus Tod und Teufel in Köln und weit darüber hinaus „auf einen Höllenritt“ geschickt werden.
Schätzing las zwei actionreiche Abschnitte aus Helden, die Lust auf mehr machten – dazwischen tauschte er sich mit Archivdirektor Ulrich Fischer angeregt über die verschiedenen historischen Aspekte des Romans aus: den großen Mentalitäts- und Kulturwandel im 13. Jahrhundert, weg von unabänderlicher Erbsünde, hin zu Forschung, Handel und Kapitalismus. Und über eine Zeit, in der Köln in Europa eine der ganz Großen war … und die Freiheiten, die Frank Schätzing sich trotz aller historischen Korrektheit dann bei einzelnen Ereignissen nahm. Apropos historische Korrektheit: Nicht nur Ulrich Fischer freute sich, dass „unser“ Archiv und seine Mitarbeitenden für Autoren wie Schätzing mit Fachwissen und Quellenmaterial mithelfen konnte, Tod und Teufel und jetzt auch Helden zum Leben zu erwecken.
Natürlich darf auch ein Hauch Fantasy auch bei den Helden nicht fehlen, denn so ganz rational war den Menschen dieser Zeit dann auch noch nicht zumute, und auch nordisches Heidentum und Götterglaube war noch nicht ganz verschwunden.
Ganz automatisch gab es genug Assoziationen zur Gegenwart, ohne dass eine moderne Geschichte erzählt wird. Ob es um den Sauberkeitsstatus der Stadt Köln geht, oder das besondere Verhältnis der Kölner Stadtgesellschaft zu ihrem Erzbischof. Oder den Backlash, der im nachfolgenden Jahrhundert mit Pest und kleiner Eiszeit auf das vergleichsweise fortschrittliche 13. Jahrhundert folgte.
Wir durften außerdem erfahren, wie es eigentlich 1995 zu Tod und Teufel kam (Herr Emons ist schuld) und dass es nach Helden noch einen dritten Teil mit Jacop und seinen Gefährt*innen geben wird.
Schließlich beantwortete der Autor noch Fragen aus dem Publikum und hielt – hier fehlte ihm offenbar die passende Frage – noch ein flammendes Plädoyer zur Rolle der Frau im Mittelalter. Der tosende Beifall ließ nicht auf sich warten, und Ulrich Fischer konnte perfekt zur nächsten Ausstellung ab nächster Woche im Archivgebäude am Eifelwall überleiten: Die erste Frauenbewegung (nicht mehr so mittelaterlich). Wer also etwas über Mathilde von Mevissen und ihre Mitstreitenden erfahren will, ist ab 24. Oktober herzlich willkommen!
Fotos: Raimond Spekking