Sachstandsbericht zum Ende des Mietvertrags am Heumarkt 14
Köln, 20. Februar 2019. Knapp zehn Jahre nach dem Einsturz des Gebäudes an der Severinstraße ist das Historische Archiv der Stadt Köln erneut in Gefahr, heimatlos zu werden. Da der Mietvertrag mit der Handwerkskammer zu Köln als Eigentümerin des Gebäudes am Heumarkt 14 nicht verlängert wurde, muss das Archiv nun bis zur Fertigstellung des Neubaus am Eifelwall wohl erneut für ca. ein Jahr umziehen. Dies ist aus Sicht der Freunde des Historischen Archivs e.V. eine untragbare Situation, und das aus mehreren Gründen: Zum einen wird den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ohnehin durch den Einsturz und die Folgen schwer belastet sind, erneut eine Notlösung zugemutet. Zum zweiten besteht die Gefahr, dass das Archiv für den genannten Zeitraum vollends aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet, weil wahrscheinlich zwar Büros, aber keine Veranstaltungsräume und kein Lesesaal zur Verfügung stehen werden. Es zeichnet sich bereits deutlich ab, dass für ein bis eineinhalb Jahre kaum eine angemessene Lösung machbar sein wird, schon weil potenzielle Vermieter für einen solch begrenzten Zeitraum nicht oder nur zu enorm hohen Preisen vermieten dürften.
Der Förderverein des Archivs hat im Herbst 2018 von dieser Situation Kenntnis erhalten und in seiner Mitgliederversammlung im November 2018 eine Resolution beschlossen, die die Beteiligten – die Stadt Köln mit dem Amt für Gebäudewirtschaft als Mieter und die Handwerkskammer als Vermieter – zu einer verträglichen Lösung auffordert. Leider ist diese bis heute nicht in Sicht. Im Folgenden dokumentieren wird den Fortgang der Gespräche.
Die Resolution und entsprechende Schreiben seitens der Freunde des Historischen Archivs gingen im November auch direkt an die Oberbürgermeisterin Henriette Reker und den Präsidenten der Handwerkskammer zu Köln, Hans Peter Wollseifer, sowie deren Hauptgeschäftsführer Dr. Ortwin Weltrich. Am 4. Dezember teilte uns die Führung der HWK mit, dass diese die Stadt bereits im Sommer 2018 darüber informiert habe, dass eine Verlängerung des Mietverhältnisses, das Ende 2019 ausläuft, wegen dringender Sanierungsmaßnahmen nicht möglich sei. Ein Antrag auf eine solche Verlängerung habe bis dahin auch nicht vorgelegen. Das Angebot, den Vertrag doch zumindest um ein halbes Jahr zu verlängern, habe das Amt für Gebäudewirtschaft der Stadt Köln abgelehnt, und eine darüber hinausgehende Verlängerung sei aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich.
Die Handwerkskammer wies in Gesprächen mit dem Förderverein zudem darauf hin, dass sie bei einer weiteren Verschiebung der Sanierung auf erhebliche Mieteinnahmen verzichten müsse. Da sie aber gegenüber ihren Mitgliedern zur Wirtschaftlichkeit verpflichtet sei und einen erheblichen Teil ihrer Arbeit über Mieteinnahmen finanziere, sei eine solche Verschiebung eben nicht möglich.
Die Freunde des Historischen Archivs haben Verständnis für diese wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Umso mehr hätte sich die Stadt frühzeitig und intensiv um eine akzeptable Zwischenlösung bemühen müssen. Mitte November wies Baudezernent Markus Greitemann die Kritik des Fördervereins zurück und erklärte im Kölner Stadt-Anzeiger: „Wir haben Alternativlösungen, die wir mit den Mitarbeitern des Archivs diskutieren werden und dann unter Dach und Fach bringen müssen.“ Bis heute ist eine solche Lösung allerdings immer noch nicht konkret in Sicht.
Mehr als zwei Monate nach Eingang antwortete Oberbürgermeisterin Reker am 21. Januar 2019 auf das Schreiben der Freunde. In ihrem Schreiben heißt es, dass die Stadtverwaltung „mit verstärkten Kräften nach geeigneten Räumlichkeiten“ suche. Aus unserer Sicht passt diese Aussage in keiner Weise zu der Behauptung des Baudezernenten, der schon Mitte November davon sprach, dass man bereits Alternativlösungen habe.
Die Oberbürgermeisterin schildert zudem, dass sie sich in persönlichen Gesprächen mit der Handwerkskammer für eine Verlängerung des Mietvertrages eingesetzt habe, dies aber ohne Erfolg. Sie wolle sich nun dafür einsetzen, zusätzliche Belastungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch einen weiteren Umzug so gering wie möglich zu halten. Zugleich erkennt sie die Notwendigkeit von Ausstellungsflächen und einem Lesesaal auch in einem Interim an.
Schon jetzt führt die unklare Situation dazu, dass Ausstellungen und Veranstaltungen nicht mit entsprechendem Vorlauf geplant werden können. Die Freunde des Historischen Archivs werden deshalb erhebliche zusätzliche Mittel bereitstellen, um dem Archiv eine „virtuelle Ausstellung“ zu ermöglichen.